Erstellung der Hymnologischen Nachweise

In den Jahren von 2005 bis 2023 sind im Auftrag der EKD unter der Koordination des Interdisziplinären Arbeitskreises Gesangbuchforschung und der FS „Kirchenlied und Gesangbuch“ die Hymnologischen Nachweise für die Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch erarbeitet worden. Hauptverantwortlich tätig waren Dr. Christiane Schäfer und Dr. Daniela Wissemann-Garbe. Sie wurden zeitweise unterstützt von Dr. Siri Fuhrmann und Dr. Ute Evers.

Die Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch ist in den Jahren von 2000 bis 2023 in insgesamt 32 Einzelheften im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen. Sie enthält hymnologisch und theologisch fundierte Kommentare zu Text und Musik aller Lieder aus dem Stammteil des Evangelischen Gesangbuchs von 1993.

Auf Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz ist ab 2002 ein neues „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ (GGB) erarbeitet worden. Das neue „Gotteslob“ (GL2) erschien 2013 und löste das „Gebet- und Gesangbuch GOTTESLOB“ von 1975 ab. Am Entstehungsprozeß war auch der Interdisziplinären Arbeitskreises (IAK) Gesangbuchforschung beteiligt. Er erhielt 2006 den Auftrag, sogenannte Lieddossiers zu erarbeiten. Sie sollten die wesentlichen Text- und Melodiefassungen vorausgewählter Lieder übersichtlich präsentieren und dienten der für den Liedteil des neuen Gesangbuchs zuständigen Arbeitsgruppe (AG1) als Arbeitsgrundlage der .

Insgesamt entstanden im Mainzer Gesangbucharchiv aufwendige fassungsgeschichtliche Dossiers zu rund 120 Kirchenliedern. Jedes Dossier umfasste laut Vereinbarung

„a) die Originalfassung bzw. älteste greifbare Fassung des jeweiligen Liedes,
b) zwei wesentliche (wichtige) jüngere Textfassungen,
c) eine Beschreibung der Rezeptionsgeschichte,
d) hauptsächlich bei Hymnen: die Darstellung der lateinischen Vorgeschichte,
e) die Erstellung eines begründeten Entscheidungsvorschlags hinsichtlich einer konkreten Text- und nach Möglichkeit Melodiefassung unter Berücksichtigung der von den Auftraggebern zu den einzelnen Liedern gesammelten Zuschriften,
f) die Beifügung der jeweiligen Liedvorlage einschließlich der für die Entscheidung relevanten Textfassungen in digitalisierter Form,
g) die jeweiligen Quellenangaben zum Lied.“

Die im Gesangbucharchiv vorhandenen Quellen, die vom IAK Gesangbuchforschung aufgebauten Datenbanken „Liedkatalog“ und „Gesangbuchbibliographie“ und ein Kreis hymnologisch erfahrerner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen bildeten eine geeignete Grundlage für die Durchführung dieser Arbeiten.

Projektleitung:
Prof. Dr. Hermann Kurzke und Prof. Dr. Ansgar Franz
Koordination:
Karsten Lorek
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
Dipl. theol. Andrea Ackermann, Dr. Siri Fuhrmann, Dr. Anne Harzer, Marle Kurzke, Dr. Andrea Neuhaus, Dr. Ute Nürnberg, Dr. Christiane Schäfer, Dr. Andreas Scheidgen, Nina Schlüter, Frank Wittmer, Prof. Dr. Alexander Zerfaß

Förderung:
Katholische Bibelanstalt Stuttgart: 2006-2009
Stiftung St. Gregorius zur Förderung der Kirchenmusik in Aachen: 2009

Im Gesangbucharchiv der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurde seit Januar 2014 an einem Kommentarwerk zu den Liedern des neuen Gotteslob gearbeitet. Es erfasst alle Lieder des Stammteils sowie repräsentative Stücke aus dem Eigenteil der Erzdiözese Köln – vor allem solche, die, oft in abweichenden Fassungen, auch in den Eigenteilen anderer Diözesen zu finden sind (wie zum Beispiel Tauet Himmel, den Gerechten). Insgesamt enthält das Werk rund 330 Liedartikel. Jeder Artikel schildert knapp, pointiert, lebendig und nach Sachlage variierend über

  • Entstehung, Autor (wenn bekannt), älteste Textstufe, ursprünglichen Kontext und liturgischen Ort
  • Form (falls interessant) und Gehalt
  • die Grundidee, das Zentrum des Liedes
  • die Melodie (vorher, gleichzeitig, nachher), ihre Geschichte und ihr Verhältnis zum Text
  • die Wirkungs- und Fassungsgeschichte, wobei rezeptionsleitende Fassungen ediert, Wandlungen und Aktualisierungen erläutert, Veränderungen des liturgischen Orts identifiziert sowie die im neuen Gotteslob getroffenen Entscheidungen begründet werden sollen.

Mainz diente als Zentrale des Projekts. Hier wurden zu jedem Lied ein umfangreiches Materialpaket mit allen wesentlichen Quellen und Informationen erarbeitet und den beteiligten Autorinnen und Autoren zur Verfügung gestellt.

Der über 1.000 Seiten starke Band „Die Lieder des Gotteslob. Geschichte – Liturgie – Kultur“ ist 2017 erschienen. Eine zweite Auflage wird 2024 folgen.

Projektleitung:
Prof. Dr. Ansgar Franz, Prof. Dr. Hermann Kurzke, Dr. Christiane Schäfer
Koordination:
Dipl.-Theol. Andrea Ackermann
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
Dr. Anne Harzer; Dr. Sabrina Niederelz, Stefanie Katz, Hannah Hassanein, Julia Rettinghaus, Maximilian Künster

Förderung durch das Erzbistum Köln: 2013-2016

In Analogie zu den Erschließungen der Lieder des Gotteslob-Stammteils ist in den den Jahren 2018 bis 2023 ein ebenfalls quellenkritischer und die Rezeptionsgeschichte würdigender Liedkommentar zum Mainzer Diözesanteil (GL2-Mz) erarbeitet worden. Das Buch dokumentiert die hohe Qualität und Innovationskraft, die gerade der Mainzer Eigenteil aufweist. Der Kommentar behandelt nur echte Lieder (keine Kanons, Kehrverse, Halleluja-Rufe etc.). Im Durchschnitt umfasst jeder Artikel drei Buchseiten. Inhaltlich informiert jeder Artikel über

  • Entstehung, Autor (wenn bekannt), älteste Textstufe (die auch abgedruckt werden soll), ursprünglichen Kontext und liturgischen Ort;
  • Form (die Grundidee der formalen Gestaltung, falls interessant) und Gehalt (eine Grundinterpretation, die das Zentrum des Liedes identifiziert);
  • Melodie und ihre Geschichte (falls von Interesse) sowie ihr Verhältnis zum Text (auch in­tegrierbar in den Abschnitt Form);
  • Wirkungs- und Fassungsgeschichte, Abdruck rezeptionsleitender Fassungen (ganz oder teilweise), Wandlungen und Aktualisierungen, Veränderungen des gottesdienstlichen Orts, Begründung (und ggf. Kritik) der im Mainzer Eigenteil getroffenen Entscheidungen.

Die Koordination des Projektes lag bei der Forschungsstelle „Kirchenlied und Gesangbuch“. Hier wurde zu jedem Lied ein umfangreiches Materialpaket mit allen wesentlichen Quellen und Informationen erarbeitet und den Autorinnen und Autoren der Liedkommentare zur Verfügung gestellt. Sie alle stammen aus dem Umfeld der Forschungsstelle und aus dem Bistum Mainz.

Leitung: Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor, Prof. Dr. Ansgar Franz, Dr. Christiane Schäfer
Koordination: Dr. Anne Harzer

Gefördert durch das Bistum Mainz